oder ich habe bestimmt eine bösartige Erkrankung ?“ Samstagabend in meinem 24-Stunden-Dienst (ja so etwas gibt es noch) stellt sich eine attraktive 48-jährige Frau in der Notaufnahme vor und saß nun verzweifelt vor mir und berichtete darüber schon mehrere Monate zu bluten, teilweise sogar sturzartig. Ob man da nicht irgend etwas tun könne?

Ich führte eine gynäkologische Untersuchung inklusive Ultraschall durch – alles in Ordnung. In der Blutuntersuchung zeigte sich ein leichter Abfall des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) in Form einer Blutarmut (Anämie) als Beweis für den seit einiger Zeit bestehenden Blutverlust.

Ich hole meine Patienten gern dort ab, wo sie sich gerade gedanklich befinden. Deshalb fragte ich, ob sie schon eine Erklärung für sich gefunden hätte, was da in ihrem Körper vor sich ginge. Sie antwortete prompt- dann sind das wohl die WECHSELJAHRE.

Ja, so ist es. Neben Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können auch Blutungsstörungen während dieser hormonellen Umstellungsphase auftreten. Statistisch gesehen haben 1/3 der Frauen kaum Symptome, 1/3 mittlere und 1/3 starke Symptome.

Genau, das sind die WECHSELJAHRE (auch Klimakterium genannt)- eine hormonelle Umstellungsphase. Was passiert denn da eigentlich in unserem Körper?

Es beginnt die Zeit in der unsere Follikelreserve der Eierstöcke erschöpft und wir keine Babys mehr bekommen können. Die reproduktive Phase ist abgeschlossen und es beginnt ein neuer wundervoller Lebensabschnitt. Wann dieser Zeitpunkt beginnt und endet ist von Frau zu Frau unterschiedlich und meist ein schleichender Prozess. Das Ausbleiben der Menstruationsblutung über 1 Jahr, auch Menopause genannt, tritt im Durchschnitt mit 51 Jahren auf. Bis dahin kommt es zum Hormonchaos.

Was heißt Hormonchaos? – ich versuche es Euch verständlich zu erklären:

Eure Eierstöcke haben monatlich Eier in Follikeln heranreifen lassen und diese Follikelreserve ist nun langsam erschöpft und die damit verbundene Produktion des Hormons Östrogen auch. Das Gehirn hat aber von dem Ganzen noch nicht soviel mitbekommen und möchte eigentlich das Alles so bleibt wie es ist und schüttet daher das FSH-Hormon (Follikel-stimulierendes Hormon) aus um die Eierstöcke weiterhin daran zu erinnern ihre Produktion von Eiern und dem Hormon Östrogen nicht einzustellen. Da das ein schleichender Prozess ist, nimmt der Östrogenspiegel im Blut nur langsam und vor allem am Ende dieser Phase ab. Der Progesteronspiegel hingegen (für den Aufbau der Schleimhaut in der Gebärmutter zuständig in die das befruchtete Ei wandern würde) nimmt schneller ab als der Östrogenspiegel. Dieses Absinken des Progesteron- und des Östrogenspiegels kann dann zu den oben genannten Symptomen führen. Zusätzlich sorgt auch noch die niedrigere Anzahl an Follikeln für eine geringere Anzahl an Eisprüngen.

Zunächst einmal ist zu sagen das wir es hier nicht mit irgend einer Krankheit zu tun haben, sondern mit einem ganz natürlichen Zustand. Wir werden älter und wachsen aus der aufregenden aber auch anstrengenden Phase der Reproduktion heraus und kommen in eine stabile, ruhigere, aber auch genußvolle Phase.

Als ich vor kurzem 40 Jahre wurde, erlebte ich folgende Szene: An meinem Geburtstag steckte unsere Dienstälteste aber nicht minder attraktive 60- jährige Hebamme den Kopf zur Tür herein und fragte mich, wie ich mich den jetzt fühlen würde. Ähhh…. nicht anders! Aber sie sagte dann einen sehr schönen Satz, den ich hier gern weiter geben möchte: „Freue Dich auf die Zeit zwischen 40 und 60. Das ist so eine schöne erlebnisreiche und genießende Zeit. “ ich finde das sagt eigentlich alles. Ich persönlich freue mich auf die Zeit ab 40.

Nach einem kurzen Abschweifer…….jetzt wieder zu meiner Patientin. Nachdem ich Alles erklärt hatte, fragte mich die Patientin was man denn jetzt tun könne!?

Wenn es nicht ganz sicher ist, ob man sich wirklich schon in den Wechseljahren befindet, kann man sich bei seinem Frauenarzt die Konzentration der Hormone FSH/LH und Östrogen/Progesteron im Blut bestimmen lassen. Allerdings ist es bei meiner Patientin mit 48-Jahren und zusätzlicher Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen nicht notwendig, denn die Patientin hat mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Symptomen Ihrer Wechseljahre zu tun. Natürlich nachdem ich andere Ursachen ausgeschlossen habe. Eine Hormonbestimmung ist für die Wahl der Hormontherapie nicht dringend erforderlich.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der unterstützenden Therapie bzw. Behandlung.

Zu den einzelnen Themen werde ich je nach Nachfrage gern weitere Beiträge erstellen, dieser soll erst einmal einen Überblick geben.

  • Abwarten und Tee trinken, wenn die Syptome leichter Natur sind, da es sich hier um einen normalen Prozess handelt
  • Unterstützende pflanzliche Therapie mit Traubenkerzenextrakten, Johanniskraut oder Mönchspfeffer, Eiseneinnahme- und Vitaminpräparate bei Mangelzuständen,
  • Stress abbauen, Steigerung der sportlichen Aktivität, gesundes Essverhalten und eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht hat in Studien ebenfalls zu Verbesserungen der Wechseljahressymptomatik geführt
  • eine Hormontherapie bei mittlerer oder starker Symptomatik zum Beispiel mit einem östrogenhaltigen Gel oder Spray und Einnahme eines Progesteron
  • Operative Therapie, je nach Stärke der Symptomatik, und je nachdem ob etwas bösartiges abgeklärt werden sollte.

Meine Patientin entschied sich für folgendes Vorgehen: Hormone kämen für sie nicht in Frage und auf eine Operation würde sie zunächst auch erst einmal verzichten. Sie wollte es mit pflanzlichen Mitteln versuchen und bei einer erneuten Sturzblutung zu einer Ausschabung mit Verödung der Gebärmutterschleimhaut für einen längerfristigen Effekt tendieren. Sie war mit unserem Gespräch und Ihrer Entscheidung sehr zufrieden.

Nach Abwägung Eurer individuellen Vorlieben könnt Ihr dann die für Euch zutreffende Therapie danach wählen, wie schlimm die Symptome, und wie hoch Euer Leidensdruck ist. Es ist immer eine sehr individuelle Entscheidung.

Euer Gynäkologe bespricht die einzelnen Optionen sicher gern vor Ort mit Euch, denn auch Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme haben einen Einfluß und sollten in den Entscheidungsprozess mit einfließen.

Vielen lieben Dank fürs Lesen!


Bild: Pexels, Eliza Lensa

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